Am 30. Januar 1860 wurde von 13 Ziegelhäuser Bürgern die Schützengesellschaft gegründet. Das Gründungsprotokoll enthielt folgende Namen: Christof Bauer, Sebastian Erlewein, C. Förster, Johann Gärtner, M. Hummel, Fr. Walter, Josef Walter und M. Wetzel.
Die Vorstandschaft bestand in den Jahren 1860 – 1884 aus:
M. Hummel, Jakob Knobel und Fr. Walter.
Diese Männer bauten im Bärenbachtal, oberhalb der damaligen Ölmühle, in der Nähe der heutigen Staustufe, eine kleine Schießstätte. Sie schossen mit einem Vorderladergewehr Kal. 10 mm und auf eine Entfernung von 60 m.
Nach dem Krieg 1870/71 wurde in der Lehwiese ein neues Schützenhaus errichtet. Das Gelände stellte der damalige Schützenbruder Wetzel zur Verfügung. Auf zwei Ständen wurde über das Tal zum Reiffelsberg geschossen. Nun aber mit einem modernen Hinterladergewehr (Scheibenbüchse) Kal. 9 mm und auf eine Entfernung von 175 m.
Die neue Schießanlage war gut zu erreichen und deshalb fanden immer mehr Bürger zur Schützengesellschaft. Der Schießbetrieb nahm zu und man musste daran denken, eine größere Schießanlage zu errichten. Um die Jahrhundertwende war es soweit, dass die Schützengesellschaft eine neue Schießanlage mit 6 Ständen (unser Bild) ein großes Schützenfest durchgeführt, wobei die Frauen und Jungfrauen der Schützengesellschaft eine neue Fahne stifteten. Sie ist heute noch das Symbol der Gesellschaft.
Die nun folgende Zeit bis 1914 war die eigentliche Glanzzeit der alten Schützengesellschaft 1860 e.V.. Seit 1901 war die Schützengesellschaft 1869 bereits beim Amtsgericht Heidelberg und der No. 1 eingetragen. 1911 feiert man das 50 jährige Jubiläum der Gesellschaft. Es herrschte ein reger Schießbetrieb und manche Aufnahme gibt darüber Zeugnis. Beim 17. Deutschen Bundesschießen in Frankfurt am Main waren auch Ziegelhäuser Schützen vertreten. Wilhelm Gärtner holte dort fünf Preise, während Martin Wolf ebenfalls unter den Preisträgern war.
Der erste Weltkrieg unterbrach die Aufwärtsentwicklung unseres Vereins. Der Schießbetrieb musste bis auf weiteres ruhen. Nach dem ersten Weltkrieg, infolge der damals herrschenden Wohnungsnot, wurde das Schützengelände von einer Siedlungsgesellschaft bebaut. Erst nach langwierigen Verhandlungen gelang es der Schützengesellschaft, wenigstens ein anderes Gelände im Pferchel, nämlich einen Teil der gemeindeeigenen Hirtenwiesen, als Ausgleich zu erhalten, Infolge der unsicheren wirren Zeit konnte jedoch der Schießbetrieb in Ermangelung einer Schießanlage nicht aufgenommen werden. Die Schützengesellschaft wurde jedoch unter dem damaligen Oberschützenmeister Wilhelm Gärtner ordentlich weitergeführt, obwohl die Mitgliederzahl zurückging. Unter Beibehaltung bzw. ständiger Erneuerung des Vereinregistereintrags und unter großen persönlichen Opfern hoffte man, dass es einmal doch möglich sein werde, die alte Tradition der Schützengesellschaft wieder aufleben zu lassen.
Nach langen, schwierigen Jahren fanden sich im Jahre 1954 alte und neue Schützen zusammen, um die nicht vergessene Schützengesellschaft wieder ins Leben zu rufen. 45 Schützen gründeten am 30. Januar 1954, also nach genau 94 Jahren nach der ersten Gründung, die Schützengesellschaft 1860 neu. Der Schießbetrieb musste sich auf das Luftgewehrschießen beschränken. Im Saale des Gasthauses „Zum schwarzen Lamm“ wurden fünf Luftgewehrstände eingerichtet, die aber bald nicht mehr den Schießsportbedingungen entsprach. Nach langem Suchen nach einem geeigneten Schießgelände bot sich überraschend eine günstige Gelegenheit. Da heutige Schießgelände auf dem „Köpfel“ wurde in Verbindung mit unserem verstorbenen Schützenbruder Willi Mohr zu einem annehmbaren Preis von den Gebrüdern Leonhard und Reinhard Franzmathes erworben. Ihnen wird die Schützengesellschaft stets dankbar sein.
Ein weiterer Dank gebührt auch der heutigen Volksbank Ziegelhausen, welche mit einem Kredit über die ersten Schwierigkeiten hinweghalf. Dankbar sind wir aber auch dem Regierungspräsidium Nordbaden, der früheren Gemeinde Ziegelhausen sowie dem Badischen Sportbund, die die Finanzierung unserer Schießanlage unterstützten. Nicht zuletzt gebührt jedoch der Dank der vielen Helfern, die mit ihrer Arbeitskraft und finanziellen Opfern den damaligen Schießstand schufen. Damit wurde eine Schießanlage fertig gestellt, die den damaligen Erfordernissen entsprach. An die Einweihung dieser Anlage im Sommer 1958 mit großem Preisschießen werden sich viele unserer Mitglieder noch lebhaft erinnern.
Zwei Jahre später beginnt unsere Gesellschaft in festlichem Rahmen in einem Zelt auf dem „Kuchenblech“ das 100jährige Jubiläum. Höhepunkt dieser Veranstaltung war der große Festzug, an dem alle Ziegelhäuser und Peterstaler Vereine sowie befreundete Schützengesellschaften aus der näheren und weiteren Umgebung teilnahmen.
Wie im Jahre 1958 war das 100jährige Jubiläum mit Preisschießen ein großer Erfolg.
Im Jahre 1962 wurde unter der fachlichen Leitung des verstorbenen Schützenmeisters, Architekt Heinrich Ziegler, an der südlichen Seite der Kleinkaliberhalle mit dem ersten Bauabschnitt der Luftgewehrhalle mit darunterliegender Kegelbahn begonnen. Die Einweihung erfolgte vereinsintern 1964.
Nach Fertigstellung der Luftgewehrhalle konnte die KK-Anlage ausschließlich für das KK-Schießen benutzt werden. Die nunmehr gegebenen Trainingsmöglichkeiten brachte unseren aktiven Schützenschwestern und –brüdern große sportliche Erfolge. Viele Plaketten und Pokale im Schützen sind hierfür sichtbarer Ausdruck.
Nachdem im Jahre 1970 die Gemeinde Ziegelhausen ihre 750-Jahrfeier durchführte, beging die Schützengesellschaft im Jahre 1971, wiederum in einem großen Festzelt, ihr 110jähriges Bestehen. Selbstverständlich fand wieder ein Preis- und Pokalschießen statt.
Die steigende Mitgliederzahl machte eine Erweiterung der Luftgewehrhalle erforderlich, um die Trainingsmöglichkeiten und Wettkämpfe den gestiegenen Erfordernissen anzupassen. Mit dem Bauvorhaben wurde im Jahre 1973 unter großem persönlichen Arbeitseinsatz der Schützen, wiederum unter der Leitung des Schützenmeisters Heinrich Ziegler, begonnen. Die jetzt optimalen Trainingsmöglichkeiten führten auf Kreis- und Landesebene sofort zu großen sportlichen Erfolgen.
Die vorstehende Vereinschronik wäre jedoch unvollständig, ja, sie würde diesen Namen nicht verdienen, wenn nicht auch die Menschen dieser vorlebenden Gemeinschaft dankbar erwähnt würden. Jede Generation der Schützengesellschaft Ziegelhausen hat seit ihrer Gründung im Jahre 1860 die sportlichen, sozialen und gesellschaftlichen Ziele uneingeschränkt bejaht, diese tatkräftig verfolgt und die Schützentradition – angepasst dem Wandel der Zeit – weitergegeben.
Mit Ehrfurcht und Dankbarkeit gedankt daher die Schützengesellschaft Ziegelhause im Jubiläumsjahr ihrer verstorbenen Schützenbrüder. Für alle in die Ewigkeit abberufenen Mitglieder stehen stellvertretend Ehrenoberschützenmeister Wilhelm Gärtner, Schützenmeister Heinrich Ziegler, Schriftführer und Schatzmeister Erich Schäfer. Sie haben sich um den Verein verdient gemacht.
Die neuere Geschichte der Schützengesellschaft Ziegelhausen ist untrennbar verbunden mit dem jetzigen Ehrenoberschützenmeister Hermann Kehrer. Rund dreißig Jahre – bis 1981- leitete Hermann Kehrer mit Umsicht und Energie die Geschicke der Ziegelhäuser Schützen. In seiner Amtszeit wie auch in der seines Stellvertreters Heinrich Ziegler wurden die lang gehegten Wünsche der Mitglieder, insbesondere der aktiven Schützen, nach einem eigenen Schützenhaus und einer modernen Schießanlage verwirklicht. Hermann Kehrer und Heinrich Ziegler gebühren für ihre großen Leistungen um die Gesellschaft Dank und Anerkennung.
Nachdem uns von der Stadt Heidelberg 1976 die Erlaubnis zur Bewirtung unserer Vereinsmitglieder erteilt wurde, mussten wir gleichzeitig eine eigene Toiletten-Anlage erstellen. Unter schweren Bedingungen wurde die KK-Halle in Handarbeit untergraben und der Aushub mit Schubkarre ans Ende der KK-Schießbahn gebracht.
Wie schon so oft wurde auch dieses Bauvorhaben durch gemeinsame Arbeit aller Schützen bewältigt.
Seit 1981 ist der langjährige, verdienstvolle 1. Schießleiter Winfried Eller Oberschützenmeister und damit 1. Vorsitzender der Schützengesellschaft Ziegelhausen. Die Führung der Ziegelhäuser Schützen ist damit auch weiter in bewährten Händen.
Im Jahre 1984 wurde es unumgänglich notwendig, den auf Dauer unzumutbaren Zugang zu den Schießständen durch die Kegelbahn und über eine enge Wendeltreppe zu ändern. Ebenso dringend war die Erstellung eines Geräteraumes erforderlich, um die Mitgliederspinde bislang in der KK-Halle in einem separaten Raum unterbringen zu können. Nach erfolgreichen Verhandlungen mit der Stadt Heidelberg hier gilt unser ganz besonderer Dank Herrn Oberbürgermeister Zundel für seine Unterstützung konnte die vierte Erweiterung und Verschönerung unserer Schießanlage in Angriff genommen werden.
Mit Unterstützung verschiedener Ziegelhäuser Firmen und unter Mithilfe der Schützen ging das Bauvorhaben rollstuhlgerechter Treppenaufgang an der Südseite und neuer Geräteraum an der Nordseite unserer Schießanlage zügig voran und im Herbst desselben Jahres konnte die „Erstbegehung“ erfolgen.
User Dank für die finanzielle Unterstützung gilt ganz besonders der Stadt Heidelberg und dem Badischen Sportbund, Karlsruhe.
Im Jubiläumsjahr 1985 schaut die Schützengesellschaft Ziegelhausen auf eine stolze Vergangenheit zurück. Es gab schwierige und kritische Zeiten zu überwinden. Sicher ist, dass auch in Zukunft den jubilierenden Verein vor mancherlei Probleme stellen wird. Die heutige Schützenfamilie ist sich dessen bewusst. Sie ist deshalb davon überzeugt, dass es auch fürderhin gilt, die große Tradition des deutschen Schützenwesens zu bewahren und sich mit allen Kräften für eine weitere erfolgreiche Aufwärtsentwicklung ihrer Schützengesellschaft Ziegelhausen in den kommenden Jahrzehnten einzusetzen. Es ist verständlich, dass die Entwicklung der Schützengesellschaft Ziegelhausen nur in geraffter Form darlegt werden konnte. Vieles gäbe es noch aus vorliegen Protokollbüchern und aus Erinnerungen an fröhlichen, aber auch an ersten Ereignissen und Begebenheiten in den verflossenen Jahrzehnten, besonders aus den Jahren nach der Wiedergründung, zu berichten.
Nicht unerwähnt sollen jedoch am Ende der Vereinschronik die regen Kontakte zu vielen Schützengesellschaften in der engeren und weiteren Umgebung bleiben.
Der Jubelverein ist dankbar für die im Laufe der Jahre gewachsenen freundschaftlichen Beziehungen.
Aus dem Kreis der mit der Schützengesellschaft Ziegelhausen seit vielen Jahren besonders verbundenen Schützenvereine sind der Schützenverein „Altona“ v. 1924, Wildeshausen und der Societe de tir Hesperange (Lusbg.) hervorzuheben. In regelmäßigen gegenseitigen Besuchen haben sich die persönlichen und auch sportlichen Beziehungen zwischen den beiden genannten Vereinen und dem Jubelverein immer mehr gefestigt und vertieft.
Es ist der aufrichte Wunsch der Schützenschwestern und Schützenbrüder von Ziegelhausen, die menschlichen Begegnungen weiter zu pflegen und sich gewonnene Freundschaften zu erhalten.